Merken

Kleingewerbe als Student:in betreiben

Darauf solltest du achten

In Zeiten steigender Lebenshaltungskosten reichen BAföG und Nebenjobs oft nicht aus, um alle laufenden Kosten während des Studiums zu decken. Eine Selbstständigkeit als Kleinunternehmer:in bietet eine attraktive Lösung. Wir geben dir hilfreiche Tipps, worauf du achten solltest, um bürokratische Hürden zu überwinden und Erfolg zu haben.

Definition: Was ist ein Kleingewerbe?

Ein Kleingewerbe ist eine Form der Selbstständigkeit, bei der Einkünfte aus freiberuflicher oder gewerblicher Tätigkeit erzielt werden. Es handelt sich um einen kleinen Betrieb, der in der Regel einen begrenzten Umsatz und Gewinn erzielt. In Deutschland ist ein Kleingewerbe oft gleichbedeutend mit einem Kleinunternehmen, das nach § 19 des Umsatzsteuergesetzes (auch genannt: Kleinunternehmerregelung) von der Umsatzsteuer befreit ist, solange der Jahresumsatz bestimmte Grenzen nicht überschreitet. Dies bedeutet, dass Kleinunternehmer:innen keine Umsatzsteuer auf ihre Rechnungen ausweisen und auch keine Vorsteuer geltend machen dürfen.

Die Grundvoraussetzung des Umsatzsteuergesetzes ist, dass du mit einem Blick auf deine Umsätze gewisse Grenzen nicht überschreiten darfst. Im vorangegangenen Kalenderjahr darf der Wert nicht höher als 22.000 Euro sein, im Folgejahr wiederum die 50.000-Euro-Marke nicht übersteigen. Die entsprechenden Summen, die du verdienen wirst, basieren auf Schätzwerten, die du bei der Anmeldung deiner Selbstständigkeit angeben musst.

Wichtig: Die Kleinunternehmerregelung ist nicht verpflichtend. Wenn du davon ausgehst, unter der besagten Grenze zu bleiben, kannst du sie in Anspruch nehmen, musst das aber nicht tun. Allerdings gilt bei einem Verzicht und einem Überschreiten der Grenze bei deinen realen Umsätzen, dass du für fünf Jahre von der Inanspruchnahme der Regelung ausgeschlossen bist. Deine Entscheidung machst du im Rahmen deiner Gründung mit einem entsprechenden Kreuz im Fragebogen zur steuerlichen Erfassung deutlich, den du an das Finanzamt sendest.

Besonderheiten für Freiberufler:innen

Wenn du die Kleinunternehmerregelung als Freiberufler:in in Anspruch nimmst, entfällt für dich nicht nur die Umsatzsteuer, sondern auch die Gewerbesteuer. Das mindert einmal mehr deinen bürokratischen Aufwand und deine Kosten.

Allerdings ist gesetzlich festgelegt, welche Tätigkeiten zu den freien Berufen zählen. Eine solche Arbeit kannst du in einem künstlerischen, wissenschaftlichen, schriftstellerischen, unterrichtenden oder erzieherischen Beruf ausüben.

Kann ich als Student:in ein Kleingewerbe anmelden?

Viele Student:innen nutzen die Möglichkeit, ein Kleingewerbe neben dem Studium anzumelden, um zusätzliches Einkommen zu erzielen und gleichzeitig ihre beruflichen Fähigkeiten zu erweitern. Dies kann eine Vielzahl von Tätigkeiten umfassen, von freiberuflicher Arbeit wie Grafikdesign, Texten oder Nachhilfeunterricht bis hin zu gewerblichen Aktivitäten wie dem Verkauf von selbst hergestellten Produkten oder dem Betrieb eines kleinen Online-Shops.

Zusätzlich musst du als Kleinunternehmer und StudentWenn du als Student:in ein Kleingewerbe anmeldest, musst du bei der Ideenfindung jedoch ein paar besondere Faktoren beachten. So darf die Idee keine große Investition erfordern – sicherlich sind deine finanziellen Mittel während des Studiums eher begrenzt.

Des Weiteren muss der Einfall mit einem vergleichsweise geringen Maß an zeitlichem Aufwand umsetzbar sein – ansonsten besteht die Gefahr, dass du dein Studium, also deine Hauptbeschäftigung, vernachlässigst. Auch solltest du darauf achten, dass keine längere Entwicklungsdauer benötigt wird.

Vorteile eines Kleingewerbes für Student:innen

  • Flexibilität: Ein Kleingewerbe kann in der Regel flexibel um den Stundenplan herum betrieben werden, was es Studenten ermöglicht, ihre Zeit effizient zu nutzen und gleichzeitig ihr Studium zu absolvieren. Im Gegensatz zu typischen Student:innenjobs kannst du dir deine Arbeitszeiten frei einteilen und selbst entscheiden, wann du deine Aufgaben erfüllen möchtest.
  • Zusätzliches Einkommen: Durch ein Kleingewerbe können Student:innen zusätzliches Einkommen erzielen, um ihre Lebenshaltungskosten zu decken, ohne auf staatliche Unterstützung angewiesen zu sein.
  • Berufliche Entwicklung: Die Tätigkeit in einem Kleingewerbe ermöglicht es dir, praktische Erfahrungen zu sammeln und deine beruflichen Fähigkeiten zu entwickeln, was sich positiv auf deine zukünftige Karriere auswirken kann.
  • Steuerrechtliche Kenntnisse: Durch die Führung eines Kleingewerbes lernst du wichtige Aspekte des Steuerrechts und der bürokratischen Anforderungen kennen. Das ermöglicht es dir, ein Verständnis für finanzielle Verpflichtungen und rechtliche Rahmenbedingungen zu entwickeln, was dir auch in zukünftigen beruflichen Situationen zugutekommen kann.
  • Kreative Entfaltung: Ein Kleingewerbe gibt dir die Freiheit, deine kreativen Ideen umzusetzen und deine eigenen Projekte zu realisieren. Du kannst deine Fähigkeiten und Interessen voll ausleben und das tun, was dir am besten liegt.

Kleinunternehmer:in als Student: Herausforderungen und rechtliche Aspekte

Obwohl die Gründung eines Neben einer guten Idee solltest du bei der Gründung deines Kleinunternehmens neben dem Studium viele Vorteile bietet, gibt es auch einige Herausforderungen und rechtliche Rahmenbedingungen, die du beachten solltest:s darauf achten, verschiedene bürokratische Anforderungen von Beginn an zu erfüllen. Dazu zählen unter anderem:

Steuern und Abgaben

Auch wenn Kleingewerbetreibende unter bestimmten Bedingungen von der Umsatzsteuer befreit sind, müssen sie dennoch Einkommensteuer auf ihre Gewinne zahlen. Es ist wichtig, die steuerlichen Pflichten zu verstehen und sich gegebenenfalls von einem Steuerberater beraten zu lassen.

Versicherungen

Student:innen, die ein Kleingewerbe betreiben, sollten prüfen, ob sie weiterhin über ihre Eltern versichert sein können oder ob sie sich selbst um eine Kranken- und Sozialversicherung kümmern müssen. Wenn du über die Familienversicherung abgesichert bist, darfst du dir nicht mehr als 538 Euro dazuverdienen – egal ob selbständig oder angestellt. Falls du mehr verdienst, musst du dich selbst versichern.

Wichtig ist außerdem, dass die Krankenkasse die Tätigkeit als nebenberuflich einstuft. Daher solltest du deine Krankenkasse direkt zu Beginn kontaktieren, um Probleme und Nachzahlungen zu vermeiden. Zusätzlich benötigst du Versicherungen wie eine Berufshaftpflichtversicherung, deren Kosten je nach Arbeitsfeld und Risiko jährlich im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich liegen können. Falls du eine:n oder mehrere Angestellte hast, ist es außerdem ratsam, eine Betriebshaftpflichtversicherung abzuschließen, die für Schäden aufkommt, die du oder deine Mitarbeitenden verursacht haben.

BAföG und andere staatliche Unterstützungen im Kleingewerbe

Die Einkünfte aus einem Kleingewerbe können sich auf den Anspruch auf BAföG oder andere staatliche Unterstützungsleistungen auswirken. Es ist wichtig, die Auswirkungen auf die finanzielle Unterstützung zu prüfen und gegebenenfalls mit den entsprechenden Behörden Rücksprache zu halten. Bei einem festangestellten Nebenjob während des Studiums gibt es Zuverdienstgrenzen von 6.240 Euro pro Jahr.

Als Kleinunternehmer:in liegt die Grenze bei 5.050 Euro im gleichen Zeitraum. Eine frühzeitige Meldung des Kleinunternehmens beim BAföG-Amt schafft Transparenz und ermöglicht die Klärung von Nachweisen über Verdienste. Der Brutto-Gewinn bietet Spielraum für Investitionen und den Aufbau von Bekanntheit, was nach dem Studium von Vorteil sein kann.

Eine gute Geschäftsidee finden

Nun weißt du darüber Bescheid, wie du neben dem Studium in die Selbstständigkeit starten kannst. Jetzt fehlt nur noch die passende Geschäftsidee! Zunächst solltest du dich für eine passende Branche entscheiden. Die Wahl der Branche kann sich an deinem Studienfach orientieren. Wenn du zum Beispiel ein Fach im Bereich Pädagogik studierst, ist es nur logisch, dass du dein Kleinunternehmen in der gleichen Sparte beginnst. Allerdings gibt es auch Fachbereiche, die dir den Einstieg in ganz verschiedene Branchen ermöglichen. Dazu gehören zum Beispiel wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge oder Jura, auf deren Basis du beratend tätig sein kannst.

Es ist entscheidend, dass deine Geschäftsidee einen echten Mehrwert bietet und idealerweise ein Problem löst, das für deine Zielgruppe relevant ist. Dabei ist wichtig, dass das Problem real ist und nicht künstlich konstruiert wird, da sonst die Gefahr besteht, dass deine Produkte oder Dienstleistungen nicht akzeptiert werden. Eine gute Geschäftsidee sollte außerdem einzigartig sein, d.h. ein Alleinstellungsmerkmal bieten, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Grundsätzliche Themen und Sparten, die aktuell und in naher Zukunft gefragt sein werden, sind unter anderem:

  • Nachhaltigkeit in verschiedenen Bereichen, wie Energie und Mobilität,
  • Digitales
  • sowie das Gesundheitswesen.

Des Weiteren ist es ratsam, dass deine Idee zu deinen Kompetenzen und Interessen passt, damit du motiviert bist und mit Leidenschaft arbeiten kannst. Wenn du bereits Kontakte in der Branche hast, kann dir das helfen, ein Netzwerk aufzubauen und schneller Fuß zu fassen. Wichtig ist auch, dass du dich für die Branche und die dort gefragten Inhalte begeistern kannst, um die Arbeit leichter zu machen und erfolgreich zu sein.

Kundenakquise und Marketing: Basis für den Erfolg

Um genügend Kunden für dein Kleinunternehmen zu gewinnen, ist ein effektives Marketing unerlässlich. Dazu gehören vor allem:

  • die Nutzung der sozialen Medien
  • eine eigene Website
  • Networking

Soziale Medien wie Instagram, Facebook und Twitter sind ein moderner Weg des Marketings. Plattformen wie LinkedIn und Xing sind besonders relevant für geschäftliche Kontakte und ermöglichen virtuelles Networking. Wichtig ist, dass deine Beiträge einen Mehrwert bieten und nicht nur reine Werbung sind, um eine engagierte Followerschaft aufzubauen und ein positives Image für dein Unternehmen zu schaffen. Eine eigene Website ist ebenfalls wichtig, um detailliert deine Angebote und Alleinstellungsmerkmale zu präsentieren.

Auch das persönliche Networking in der realen Welt ist ein wirksamer Weg, um Kund:innen zu gewinnen. Nutze dein persönliches Umfeld und arbeite über Empfehlungen. Achte darauf, deine Kontakte nicht überzustrapazieren und biete gegebenenfalls eine kleine Belohnung für erfolgreiche Vermittlungen an.

Visitenkarten können dabei helfen, mit relevanten Personen in Kontakt zu bleiben und schnell wichtige Informationen weiterzugeben. Dabei gilt: Ein ansprechendes Design hinterlässt einen positiven Eindruck und unterstreicht deine Professionalität.Damit dein Kleinunternehmen ausreichend Kunden findet und zu einem Erfolg werden kann, musst du ein möglichst umfangreiches und zielführendes Marketing betreiben. Dafür sind unter anderem relevant:

Fazit

Eine Möglichkeit, während deines Studiums zu arbeiten, besteht darin, eine Selbstständigkeit als Kleinunternehmer:in zu gründen. Hierfür solltest du allerdings die Voraussetzungen sowie das entsprechende Verdienstlimit kennen. Zudem ist es unabdingbar, dass du dich mit den notwendigen Versicherungen sowie den Auswirkungen beschäftigst, die das Kleingewerbe auf dein BAföG haben kann. Um Erfolg zu haben, solltest du dir von Beginn an eine sinnvolle Marketing-Strategie überlegen, die sowohl Maßnahmen im Online-Bereich als auch abseits des Internets beinhaltet.